SYML, was heisst das? Wie spricht man das überhaupt richtig aus? Seimel, oder sümel, oder simel? Überhaupt, was soll dieses Künstlerpseudonym bedeuten? Wer ist das eigentlich? Das waren meine ersten Gedanken, als ich via meine heiss geliebte Spotify-Playlist «Dein Mix der Woche» zufällig auf diesen komischen Künstlernamen und die dahinter steckenden, intensiven herz- und gemütsinvasiven Folk-Tronica-Songs stiess.
Nun, Brian Fennell, wie die Stimme und der Kopf hinter SYML eigentlich heisst, hat ES. Ja, das gewisse Etwas, das (fast) jedes zweibeinige Wesen – ausser vielleicht Kängurus und die meisten Vogelarten – innehalten lässt. Zumindest hatte er diesen Effekt auf mich und die meisten Mitbewohner meiner sozialen Blase – auch wenn ich nicht mehr bei Social Media bin, aber das ist eine andere Geschichte.
Eigentlich ist Herr Fennell ja – unter anderem! – studierter Musikpädagoge und ein ausgebildeter klassischer Pianist, aber nach dem Studium stellt er seine Musiklehrer-Karrierepläne erst mal hinten an und gründet 2005 das Indie-Rock-Trio Barcelona. Bis 2016 erscheinen von Barcelona mehrere Alben, die zwar einige Achtungserfolge feiern (Tipp: Fall in Love) . Der grosse Durchbruch ist dem Trio aber nicht vergönnt. Das könnte unter anderem daran liegen, dass die meisten seiner Songs zwar durch und durch professionell sind, jedoch eben das gewisse Etwas, das SYML einfach hat, schlicht fehlt.
Wie dem auch sei, 2016 lässt Fennell seine Lehrjahre hinter sich und macht sich auf seinen Soloweg. Er veröffentlicht unter dem Namen SYML seine erste EP «Hurt For Me». Ein Jahr später kommt «Where’s My Love» heraus. Innerhalb von kurzer Zeit zählt der Song 160 Millionen Streams auf Spotify. Und nachdem er in der TV-Serie Teen Wolf platziert wurde, startet SYML komplett durch. In Kanada und Belgien erreicht die herzzerreisende Folkballade, die sich um eine verlorene Liebe dreht, nicht weniger als Gold-Status. Als 2019 das Album SYML erscheint, holt sich der Song auch in den USA Gold.
Und woher stammt nun eigentlich Brian Fennells Künstlername? Der 38-jährige, der bei seinen Adoptiveltern in Seattle aufwuchs, hat eigentlich walisische Wurzeln. Seine leiblichen Eltern stammen aus Wales, Grossbritannien. Und SYML bedeutet auf walisisch simpel. Und aussprechen tut man es simmel. Und das scheint auch zugleich das Motto des Multitalents, der als Produzent, Ingenieur, Gitarrist, Perkussionist und Programmierer tätig ist zu sein. Aber lassen wir ihn doch selbst zu Wort kommen: «Wenn die Dinge freigelegt werden, wenn sie nackt und roh sind, gibt es keinen Platz zum Verstecken.» Und so klingen auch seine musikalischen Buschbrände für das Herz: Rein, direkt und unverblümt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine sommerlich schöne Woche mit vielen entspannten und genussvollen Stunden. SYML kann da Gutes dazu beitragen.
Manfred Sim Toppel ist Bassist, Songschreiber & Bandcoach aus Zürich
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