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Songs, Sounds & Stories «Unverhandelbar die weltbeste Sängerin»

Beth Hart. Sie steht für menschliche Superlative, wie sie selten in einer einzigen Person vereinigt sind: Beth Hart galt im letzten Jahrhundert als legitime Nachfolgerin der Blues-Ikone Janis Joplin, mit der ihre Stimme oft verglichen wurde. Ihr Drogenmissbrauch brachte sie fast unter die Erde. Eine jahrelange nicht diagnostizierte bipolare Störung liess sie fast am Leben verzweifeln. Und heute gilt sie unbestritten als eine der besten Sängerinnen, wenn nicht die Beste des Planeten. Ihre Live-Auftritte gelten als legendär. Sie teilt mit Grössen, wie, selig, Jeff Beck, Tal Wilkenfeld, Joe Bonamassa, Slash, etc. die Bühne und das Studio. Und bei Blues hört es längst nicht auf. Harts Kreativität erstreckt sich mühelos auch auf viele weitere Genres. Doch dazu später mehr.

Alles der Reihe nach: 1972 erblickt Beth Hart im Januar in Los Angeles das Licht der Welt. Noch bevor sie fünf Jahre alt ist, beginnt sie mit Klavierunterricht. Als Jugendliche zeigt sich schon ihr starker Wille, der sich von nichts abhalten lässt, ihren Traum vom Musikmachen in die Realität umzusetzen. Und da erstaunt es nicht, dass sie kurzerhand zugunsten Ihres Musikpfads die reguläre High School abbricht und an die Los Angeles High School Of Performing Art wechselt, um Cello und Gesang zu studieren. 1993 steigt ihre Bekanntheit, als sie in der Casting-Show Star Search mitmacht. Und bereits damals kommt man als Musik-Freund nicht an der unglaublichen Präsenz, Power und Musikalität dieses Ausnahmetalents vorbei.

In der Folge erscheint 1996 ihr Debüt-Album Immortal unter dem Namen Beth Hart Band. Mit dem Song Summer Is Gone landen Beth und ihre drei Bandmembers (Jimmy Khoury (guit), Sergio Gonzalez (drums) und Tal Herzberg (Bass)) einen ersten Achtungserfolg. Doch zu diesem Zeitpunkt war Hart schon stark in ihre Drogensucht verstrickt. Und diesen Kampf mit den Drogen und unbewusst sich selbst macht sie drei Jahre später auf ihrem zweiten Album Screamin’ For My Supper zu ihrem grossen Thema.  Damit klettert sie auf die nächsthöhere Ebene ihrer Musikkarriere, insbesondere ihre ehrliche und zerbrechliche Lebens- und Drogenbeichte im Stück L. A. Song verschafft ihr in den USA im Genre Alternative Starstatus. Willkommene Werbung ist ein Auftritt in der Talkshow von David Letterman.

Aber je grösser der Ruhm von Beth Hart wird, desto schlechter geht es ihrer Gesundheit. Und Hart versteht die Zeichen ihres Körpers richtig und unterzieht sich ihrer letzten Entziehungs-Reha. Mit Erfolg.

2003 erscheint Leave the Light On. Auf diesem Album gibt sie Einblick in die schlimmsten Momente ihres Lebens. Und diese intime Ehrlichkeit wird von den Zuhörer:innen erneut estimiert und verschafft Hart den endgültigen Durchbruch in den USA. Und auch in Teilen Europas (Dänemark und den Niederlanden) holt sich die Scheibe Gold-Status.

Kultgitarrist Slash (Guns’n’Roses) holt sie 2010 für Mother Maria auf sein Solo-Album. Sie arbeitet mit Legenden wie Jeff Beck und Buddy Guy zusammen, und auch der international bekannte Blues-Gitarrist Joe Bonamassa weiss das schier grenzenlose Talent der Sängerin zu schätzen. Die Zusammenarbeit der beiden bringt zwischen 2011 und 2013 zwei Coversongs-Alben hervor, die von den Fans und der Kritik positiv angenommen werden.

2016 streift die Sängerin kurzerhand das ihr angehaftete Label «extraordinäre Bluessängerin» ab und zeigt der ganzen Welt auf Fire On The Floor, dass sie sich auch in Genres, wie Jazz, Soul, Pop und Rock – total überzeugend – Zuhause fühlt.

Eindrücklich ist auch Beth Harts immerwährender Kampf mit den Dämonen einer unentdeckten bipolaren Störung, die sie grausamen und fast unaushaltbaren Gefühlsschwankungen aussetzt. Himmelhochjauchzende Euphorie und tiefste Depressionen und Ängste wechseln sich in oft atemberaubender Geschwindigkeit bei dieser Krankheit ab, ohne dass die betroffene Person, oder auch ihre Umgebung, weiss wie ihr geschieht. Doch Beth Hart nahm den Kampf gegen diese alptraumartige und unberechenbare Krankheit auf und liess sich nicht unterkriegen. Und sie spricht seit einigen Jahren auch ganz offen auf der Bühne über diese Krankheit. Sie sagt, die Krankheit habe sie über die Jahre dankbarer und mitfühlender gegenüber anderen gemacht habe. Eine grosse Stütze im Kampf gegen die Krankheit sei für sie der Sport. Sie betreibt Yoga, Schwimmen und ernährt sich gesund. Alkohol ist absolut tabu. Man muss Beth Hart für ihre Stärke bewundern. Und ihre bewusste Lebensart tut der Sängerin hörbar gut.

Wie gut, das zeigt sie auf ihrem neuesten Album You Still Got me, auf dem sie einen Gänsehaut-Song nach dem anderen raushaut. Egal ob wuchtige Powersongs wie Don’t Call The Police oder dem Opener Savior With A Razor, die sie mit einer grossartigen Lässigkeit in die Musikwelt wirft, kein Genre scheint ihr widerstehen zu können. Hart wächst auf diesem Album – erneut – über sich hinaus. Auch die nur auf den ersten Ton ruhigeren Songs, wie Heartbreak Girl, oder Wonderful World kommen mit einer latenten, grossen Wuchtigkeit daher, verschmelzen das Lebensgefühl der unerträglichen Schwermütigkeit und der überfliessenden Freude am Leben zu einem bewegenden Mix, der betörende Wirkung auf Ohr und Herz haben. Eben: Daseinsfreude kurz vor dem Absturz, den Beth Hart gekonnt auf Distanz hält – Glücklicherweise. Denn wer Beth Hart jemals live erlebt hat, weiss – neben ihren unglaublichen musikalischen Talenten – auch um ihre empathische und menschenfreundliche Persönlichkeit, die ihre Konzerte unvergleichlich persönlich und intim machen.

Foto: Beth Hart


Manfred Sim Toppel ist Bassist, Songschreiber & Bandcoach aus Zürich

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